Sonntag, 25 November 2012 [Woche 59]
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by XShipper
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Die Magie von Verona
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Nichts ist schöner als der Welt voller Sorgen zu entfliehen und einen wunderschönen Sonnenuntergang über Verona zu beobachten. Mal wieder erreichten uns Kuriositäten vom Fürstenhof, als Robert mit seiner Mutter telefonierte. Werner hatte Ärger mit seiner Geliebten und indes brachte ihn dies ins Gefängnis.
Die männlichen Saalfelds scheinen prädestiniert dafür, aber diese Gedanken behalte ich lieber für mich. Dennoch scheinen Sohn und Vater sich beide nicht viel zu nehmen – der Apfel fällt eben nicht weit vom Stamm, auch wenn hier eher der Ast dem Apfel in die Tiefe folgte.
In den letzten Tagen konnte ich mich wieder erholen und wurde die lästige Erkältung dank Roberts Zutun und seiner vitaminreichen Küche los. Zum Glück habe ich niemanden angesteckt, Valentina ist munter und beseelt wie eh und je. Und Robert kann sich einen Ausfall seinerseits in im Restaurant auch nicht erlauben, wo es doch wieder bergauf mit dem „12 Apostoli“ geht. Die aktuelle Speisekarte ist Markus gewidmet und viel Mediterranes wir den Gästen geboten.
Von der Tiefe also in ab in die Höhe: Nachdem ich unseren Spatz Valentina ins Bett brachte, mein Mann für heute Feierabend machte und sich noch schnell duschte, nahm ich ihn an die Hand und ging mit ihm eine Runde durch Verona spazieren. Wir würden ja nicht lange fort bleiben. Noch war der Himmel blass orange und die Sonne stand bereits tief, aber sie war noch nicht untergegangen. Also gingen wir über unsere Lieblingsbrücke „Ponte Pietra“ und folgten dem geschlungenen Pfad hoch hinauf zur „Castel San Pietro“.
Die Piazzale ist einer meiner Lieblingsplätze und bietet einem den wohl atemberaubendsten Blick über diese alte römische Stadt. Gemeinsam suchten wir uns ein Plätzchen auf der steinernen, mit unzähligen Liebesbekundungen und Kaugummis ‚verzierten‘ Brüstung, von der wir wunderbar hinunter auf unsere Heimat schauen konnten.
Wir kamen genau zum richtigen Zeitpunkt und genossen einfach die Show, als die Sonne hinter den fernen Bergen verschwand. Der Himmel färbte sich übergangslos von Gelb zu Orange zu Pink zu einem erst leichten, dann dunklen Blau. Gegen dieses Spektrum an Pastellfarben stachen die dunklen Berge nur so hervor.
Es schien so still um uns zu sein, dennoch rauschte vor uns der Fluss dahin und vermischte sich mit den ersten Klängen der Oper. Aus der Ferne vernahmen wir das Grollen der Trommeln und den sanften Ton einer holden Jungfer aus Arena, die ihre Arie begann.
Bisher hatten wir es noch nie zu einem Besuch dahin geschafft, aber diesen Ausblick wollte ich um keine Eintrittskarte der Welt tauschen. Lieber lag ich in Roberts wärmenden Armen und lauschte seinem Atem, sein Herz pochte so stark und kräftig gegen meinen Rücken, während wir dieses Naturspektakel genossen.
An den Berghängen gingen die ersten Lichter an. Nur wenige, aber das viele verspränkelte, glitzernde Orange war irgendwie faszinierend anzuschauen. Der Himmel selbst war eine sich stetig wie in Zeitlupe verändernde Landschaft.
Wir waren nicht alleine. Viele Einheimische und Touristen waren ebenfalls hier hoch gekommen und versuchten mit ihren Kameras Fotos vom Sonnenuntergang zu schießen und ihre Blitze durchzuckten das Abendrot.
Aber etwas so Schönes nur durch den Sucher zu beobachten, kommt längst nicht an das menschliche Auge heran. Klar, Fotos sind etwas für die Ewigkeit und um einen Eindruck davon zu erhaschen, wie es wo aussieht. Dennoch ist es nicht dasselbe und Fotos sind kein Ersatz für eigene Erinnerungen an das Geschehene und Gesehene.
In weniger als einer halben Stunde verdunkelten sich die prächtigen Farben. Die letzten Reste der rosa- und lilafarbigen Wolken wurden eins mit der Dunkelheit der aufkommenden Nacht und zogen als dünne, langgezogene Überreste ihrer selbst am Firmament hinfort. Nur vereinzelt konnte man nun noch ein paar Häuser ausmachen, die sich im eigenen Licht von der Finsternis abhoben. Das Zentrum von Verona war als Kontrast dazu ein einziges Schattenmeer aus verwinkelten Ecken, Gassen und Laternen an den Häusern und an den Gehwegen.
Noch einmal atmeten wir die kühle Luft ein, rochen die um uns stehenden Tannen und die delikate wie auch der konkurrenzlosen Aussicht geschuldeten gehobenen Küche des „Ristorante Re Teodorico“. Ein letzter Umtrunk zur etwas verspäteten Feier anlässlich unseres Jahrestages ließ uns dort vorm Kamin Platz nehmen und uns aufwärmen, ehe wir wieder ganz gemütlich und etwas angeheitert nach Hause schlenderten.
Deine 
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