Auf den Spuren von Eva und Robert - Verona Diaries Special

Das Team von Verona-Diaries.com war für euch in Verona unterwegs
und hat sich auf die Spuren von Eva und Robert begeben.
Neben der Besichtigung von einigen Drehorten
stand auch ein Besuch in Roberts Restaurant "12 Apostoli" auf der Liste.
Das und noch vieles mehr, könnt ihr in diesem kleinen Video sehen.



Mittwoch, 19 September 2012 [Woche 49]
by XShipper   
Der dritte Stern    



ich will Urlaub! Ich könnte nur noch schlapp im Bett liegen und den Tag verschlafen! Und neben mir mein stolzer Sternekoch, der sich komplett verausgabt hatte. Wäre er nicht so glücklich, sähe er eigentlich aus wie ein Schluck fades Wasser! Der Stress um die Feierlichkeiten und die ganze Organisation zerrte ziemlich an Robert, auch wenn er ein hervorragendes Team um sich hatte. Ohne das hätte er auch keinen dritten Koch-Stern bekommen, das steht fest. Da zählte jeder Einzelne und zusammen mit seinem Talent und seinen Ideen, dem wundervollen Ambiente seines Restaurants und dessen Charme sowie dem hervorragenden Abschneiden laut diverser Testberichte konnte er diesen Triumph einfahren.



Ich bin so stolz auf meinen Schatz und scheine gleichzeitig so ausgebrannt zu sein wie er. Das merke ich irgendwie jetzt erst… geteiltes Leid ist eben halbes Leid. Einfach nur so rumliegen, seinen Arm um mich spüren und ihm beim Schlafen beobachten, lässt mich die Hektik vergessen. Und wenn ich nicht aufpasse, fahr ich wirklich noch komplett runter. Aber wer kann so einem Mann schon widerstehen? Also nutze ich die Gunst der Stunde und versuch hier endlich die paar Zeilen aufzuschreiben. Sollte ich mich irgendwann nochmal drehen können, würde ich womöglich noch entspannter liegen – und dann schlaf ich wirklich ein. Das werde ich ganz sicher auch tun.

Unglaublich aber, dass ich es noch nie so geräuschvoll im „12 Apostoli“ erlebt habe… außer als Robert seine Rede hielt und die Meute mit einem Anstoß eines Löffels am Sektglas um Aufmerksamkeit und Ruhe bat, da war plötzlich alles ganz still. Alle Augen waren auf ihn gerichtet und er kramte erst einmal einen Zettel hervor. Mir war in dem Moment gar nicht bewusst, wann er für das Schreiben seines romanhaften Dankesschwall Zeit für hatte. Robert beim Reden zuzuhören ist jedoch immer ein Genuss – sowohl was seinen Humor betrifft, aber auch seine Wertschätzung an alle Beteiligten. Nachdem er dann das Buffet für eröffnet erklärte, war es augenblicklich wieder vorbei mit der Schweigsamkeit unter den Massen von Presse-Leuten, von der Organisation, den vielen Schaulustigen, irgendwelchen Prominenten, wichtigen Investoren, diversen Gönnern, unseren Freunden und meinen Bruder… das nahm kein Ende mehr, oh Gott. Es herrschte eine Endlosschleife an Stimmen-Wirrwarr, Blitzlichtgewitter und Geschirr-Geklapper. Mir dröhnen noch immer die Ohren, aber Robert behielt die Ruhe, blieb ganz cool und ließ sich nichts anmerken.



Aber ich sehe es ja gerade direkt neben mir, dass auch er nur ein Mensch ist. Wenn ständig das Herz auf 180 ist, dann kann man selbst als Mann diesen Drahtseilakt zwischen Hoffen, Bangen wie Vorfreude, was einer Achterbahn gleicht, irgendwann einfach nicht mehr standhalten. Zum Glück ging der eigentliche Event-Abend nicht bis tief in die Nacht hinein, aber er war stressig und heftig.

Mh, meine große Knutschkugel zieht mich gerade näher zu sich ran. Sein gleichmäßiges Atmen ist wie ein „Ninna Nanna“ für mich. So nennt man italienische Schlaflieder, und ich fühle mich auch gerade komplett eingelullt. Während ich also hier liege – mit der einen Hand diesen Eintrag kritzle und mit der anderen durch Roberts Haar streichle – könnte ich auf der Stelle einschlafen.

Ich sollte die Gelegenheit nutzen, denn das Restaurant wird fortan mehr Zulauf erhalten und unter noch intensiverer Beobachtung stehen. Die Qualität muss nun zweihundertprozentig stimmen, also wird es in der Küche zugehen wie bei einem Tornado. Wer weiß, wann ich meinen Mann wieder als mein Eigen in die Arme schließen und die Zwei- bzw. Dreisamkeit mit ihm (und Valentina) genießen kann.

Dabei steht bald unser Hochzeitstag an und ich habe auch schon etwas im Auge, was wir machen könnten. In der Veroneser Altstadt werden alte, fast vergessene Straßenspiele aufgeführt. Im ganz übertragenen Sinne eine Erinnerung daran, dass unsere ereignisreiche, teils tragische Geschichte nicht in Vergessenheit geraten darf, und um das zu feiern, was wir bis hier hin erreicht haben. Und wir haben doch schon ordentlich was auf die Beine gestellt, würde ich meinen. Unser Alltag ist zwar schnelllebig, wir haben jeweils Erfolg in unseren Berufen – was sich auch nicht immer leicht koordinieren lässt –, aber zwischenmenschlich hat das unserer Liebe keinen Abbruch getan.

Auch nicht zu unserem Spatz, och je… eben klopfte sie zaghaft an unsere Schlafzimmertür und da stand sie mit ihrem kuscheligen Emil unterm Arm. Verschlafen rieb sie sich die Augen, weil hier die Nachtischlampe noch brennt – irgendwie muss ich ja was sehen, wenn ich schon versuche zu schreiben. Valentina hatte es also mal wieder geschafft, aus ihrem Bettchen zu klettern. Selbst das Hochsicherheitsgefängnis Alcatraz wäre für sie wohl kein Hindernis. Also tapste sie barfuß an meine Bettkante und schmollte mich mit großen, runden Kulleraugen an. Ich gestehe, ich kann ihr nicht wiederstehen, wenn sie mit den Worten „Mammi, dormire qui!“ fragt, ob sie bei uns schlafen darf. Der Brummbär neben mir grummelte nur kurz, machte instinktiv Platz und schon passte unsere Prinzessin auch noch zwischen uns. Tja, nun liegen wir hier zu dritt.

Ob wir es vielleicht schaffen, alle gemeinsam zur Hochzeit von Werner, meinem werten Schwiegervater, zu kommen? Der rief ja auch erst kürzlich an und fragte seinen Sohn, ob wir Zeit hätten. Ich denke, das wäre schon schön. Vor allem wäre die Familie dann mal wieder komplett, Valentina sähe ihre Großeltern und die sie. Robert könnte einen guten Wein mit seinem alten Herrn trinken und über alte Zeiten und diverse Ex-Frauen philosophieren. Und das Leidthema über eine gewisse Barbara von Heidenberg würde auf diese Weise mit neueren, erfreulicheren Ereignissen überdeckt werden. Werner Senior ist wahrlich schon viel rumgekommen… nur mal so am Rande bemerkt.

Oh, meine süße Prinzessin quengelt gerade schlaftrunken. Ich glaube, das war endgültig das Zeichen für heute. Sei mir nicht böse, liebes Tagebuch – ach, wie könntest du –, aber ich werde dich jetzt wieder in die Schublade im Nachtschrank neben mir legen und ganz schnell, ganz tief einschlafen. Kuscheln ist doch was Feines. Wenn ich doch nur Urlaub hätte…

Deine