Verona Diaries - News


Zu unserem 100. Tagebucheintrag von Eva Saalfeld
möchten wir den Gewinnern unseres Jubiläumsgewinnspiels recht herzlich gratulieren.



Sonntag, 17.11.2013 [Woche 109]
by XShipper   
Baby Alarm    




Kannst du das glauben, dass wir noch immer nicht mit Valentina ihrem Zimmer fertig sind?! Zuerst waren wir uns uneinig über die Gestaltung, dass wir am Montag tatsächlich fast alles stehen und liegen gelassen hätten, weil wir uns deswegen so dermaßen stritten. Alles mehr wie ein Prinzessinnenzimmer oder weniger pompös, mehr Kitsch oder doch modern, kindgerechter oder doch kein neues Bett – Robert hat eindeutig Angst, dass seine Kleine erwachsen wird und Gitterbettchen irgendwann nicht mehr gut ankommen, wenn sie irgendwann ihren ersten Freund mit nach Hause bringt… naja, bis Valentina selbst vor ihrem Papi stand und ihn mit großen Augen anschaute und regelrecht auf ein richtig tolles, neues Zimmerchen bestand, dass sie schon selbst fast so bockig wurde wie Robert. Das Ganze endete in schallendes Gelächter, wir vertrugen uns wieder und der Herr des Hauses musste sich seiner beiden Frauen ergeben.

Dennoch kamen wir nicht weit. Das nächste Möbelhaus liegt nun nicht gerade um die Ecke und wir hatten Mühe, dass wir es am Montag noch vor dem Ladenschluss dort hin schafften. Aber von der schier endlosen Auswahl wurden wir dann regelrecht erschlagen und Valentina hätte am liebsten alles haben wollen, was sie sah und in die Finger bekam. Wir konnten nur noch ein paar Ideen sammeln und uns dann zuhause im Wohnzimmer einen Schlachtplan machen. Sämtliche Prospekte waren auf dem Tisch ausgebreitet und eine grobe Umrisszeichnung sollte uns beim Gestalten helfen. Wir bastelten und überlegten uns was, während Valentina mit ihrem Emil in der Hand bei uns stand und immer wieder auf dies und jenes tippte oder lautstark mal hier, mal dort meinte, was sie haben wolle. Natürlich war das eine Menge und wir mussten ihr so einige Wünsche wieder abschlagen. Doch das taten wir geschickt, in dem wir mit ganz tollen Alternativen ankamen… bzw. sie als diese verkauften.

Nach der Arbeit fuhr ich die Woche über ein paar Mal selbst hinaus und kaufte Kleinigkeiten und Notwendiges an Materialien ein, aber bis zum nächsten Frei von Robert müssen wir noch warten, dann können wir die bestellten Möbel abholen. Hoffentlich werden wir noch vor Weihnachten fertig, wenn das weiter so schleppend voran geht. Kleiner Scherz! Bei meinen Einkäufen habe ich auch gleichzeitig an die Malerarbeiten im Restaurant gedacht, sodass ich bei Gelegenheit loslegen kann. Dort möchte ich unbedingt bis zum beginnenden Weihnachtsgeschäft fertig sein. Noch ist Robert unten im Restaurant, aber sobald er mit dem Saubermachen in seiner Küche fertig ist, werde ich ihm ein paar meiner Entwürfe vorlegen – und mal sehen, wie ihm diese gefallen.

Er rief vorhin an und gab mir bescheid, dass die letzten Gäste bereits bezahlt hätten und es nicht mehr lange dauern würde. Da die Liebe bekanntlich durch den Magen geht und Männer im zufriedenen Zustand alles mit sich machen lassen, köcheln bereits meine selbstgemachten Ravioli mit einer Kürbis-Ricotta-Creme-Füllung zum Abendbrot auf dem Herd und so werde ich dann meine Chance nutzen. Nicht, dass ich davon ausgehe, dass Robert wieder ausflippt oder so, aber es ist immerhin sein Restaurant und da reagiert er eigen. Ich fand diesbezüglich ein Rezept in dem Kochbuch, was damals in Zusammenarbeit mit Hildegard und Andre noch am Fürstenhof entstand. Oh Gott, ich hoffe, ich bekomm das Essen noch rechtzeitig hin und es wird schmecken! Unsere Maus isst bereits ihre Bananenbrote, weil sie so großen Hunger hatte und ordentlich quengelte. Bevor ich hier irgendwann also einen Zombie im Haus habe, hatte ich ihr die also schnell gemacht. Nun sitze ich hier neben ihr am Tisch und während ich deine Seiten fülle, schaue ich dabei zu, wie sie sich genüsslich die letzten Brotscheiben in ihren kleinen Mund stopft. Bei ihren Schmatzlauten, die sie dabei macht, erinnert sie mich stark an ihren Vater. Dennoch komme ich nicht umhin mir gedanklich einen Knoten ins Taschentuch zu machen, dass ihr das abgewöhnen muss.

Ich bemerke gerade, dass sie ihren Tee schon ausgetrunken hat, also werde ich mal eben neues Wasser aufsetzen. In dem kurzen Moment der Ruhe, bis das der Topf pfeift, erinnere ich mich an die chaotischen Dinge, die sonst noch vorgefallen waren. Neben einer Feuerübung im Kindergarten, bei der wir wie verrückt nach einem Zwillingspärchen suchen mussten, welches sich gemeinsam panisch in eine Staubox für Spielzeuge versteckt hatte, hatten wir am Freitag anderen falschen Alarm. Eine Horde wild gewordener Männer bestehend aus Jakob, Gianni, Robert, George und 4 weiteren Freunden schaute bei uns gerade Fußball und sie stritten sich dabei untereinander. Meine Jungs waren eindeutig für unser altes Heimatland und waren in der Unterzahl gegen jene, die natürlich für Italien waren. Es ging also auch dort hitzig zu, bis Gianni einen Anruf aus dem Krankenhaus bekam. Plötzlich wurde es totenstille im Wohnzimmer, nur der Sprecher des Spiels flippte gerade aufgrund einer vergebenen Torchance komplett aus. Tiziana wurde anscheinend ins Krankenhaus gebracht und alle auf der Couch wurden augenblicklich kreidebleich. Ehe ich mich versah, war es zwar immer noch ruhig, aber dieses Mal nur deswegen, weil sie alle hinaus gestürmt waren. Völlig außer Atem kam Robert die Treppen wieder hoch gerannt, nachdem er unten schon fast in einem der 2 Autos Richtung Hospital saß, und zerrte mich mit. Hallo? Kind!!! Zum Glück schlief unser Spatz schon friedlich auf ihrer Baustelle in ihrem noch alten Bettchen.

Der werdende Vater hörte auf der gesamten Fahrt gar nicht mehr auf zu reden, der Rest von uns saß eingepfercht wie Vieh und hatte kaum Platz zum Atem geschweige denn überhaupt zum Reden, also konnten wir ihn schlecht stoppen, endlich mit dieser Schwarzmalerei und den Vorwürfen aufzuhören. Wie konnte er nur außer Haus gehen, wieso war er nicht bei ihr geblieben, dann wäre sie jetzt nicht alleine, und wieso hatte sie ihn nicht angerufen, sondern eine Schwester, also muss ja was ganz schreckliches passiert sein, was man ihm am Telefon aber auch nicht sagte?! Kaum, dass wir dort am Notfalleingang unerlaubt mit unseren beiden Wagen hielten, preschte Gianni schon an der Rezeption vorbei und schrie wie wild nach seiner Liebsten – und alle Männer hinterher! Ich glaube, ich war die Einzige, die noch etwas bei Verstand war, auch wenn ich mir natürlich ebenfalls große Sorgen machte. Ich hörte im Hintergrund am anderen Ende des Ganges noch das Geschreie und wie das Personal versuchte zu beruhigen, als ich mich freundlich am Empfang nach Tiziana erkundigte. In Haus 3, Etage 2, rechts den Flur runter, Zimmer 214. Es war ein leichtes, sie dort zu finden. Doch kaum ich stand an ihrem Bett, flog die Tür auf und 8 erwachsene Männer stolperten regelrecht ins Zimmer und starrten uns beide an.

Nein, es war alles in Ordnung. Sie hatte lediglich einen Schwächeanfall erlitten und sollte nun vorsorglich solange im Krankenhausbett noch liegen bleiben, bis Gianni sie abholen würde kommen. Nun, da war er! Der Ärmste hatte echt alles erwartet – das Schlimmste, das Furchtbarste, das Grausamste und Schmerzvollste oder dass er bereits Vater geworden wäre, aber die Geburt verpasst hätte. Mir wurde bewusst, was für schreckliche Möglichkeiten es in so einer Situation durchaus geben kann, und mein Blick fiel auf Robert, der all das bereits miterleben musste. Doch dieses Mal war alles gut und das war wirklich wunderbar. Ihm und allen anderen wie natürlich Gianni auch fiel ein ungemein schwerer Stein vom Herzen – nur Tiziana brauchte noch eine Weile, um das gerade passierte Schauspiel zu begreifen. Die Schwester sollte doch nur per Telefon bescheid geben, aber wenn man einfach auflegt und sofort alles stehen und liegen lässt, versteht man leider nur die Hälfe und verpasst glattweg das Wichtigste. Tja, daraufhin musste wir alle lachen und konnten getrost den Heimweg antreten. Beide Strafzettel wurden ohne Widerworte akzeptiert und Gianni wird das hoffentlich eine Lehre sein.

Oh, jetzt rennt mir die Zeit davon, die recht zarte Walnusssauce, welche es zum Essen dazu geben wird, habe ich ja ganz vergessen. Die werde ich noch schnell ansetzen, bis gleich die Nudeln fertig sind und Robert endlich nach Hause kommt. Ich hoffe, es schmeckt ihm und er wird stolz auf mich sein – schließlich war das hier die reinste Sauerei, den Hokkaido-Kürbis auszunehmen und zu pürieren sowie den Nudelteig zu kneten und auszurollen.

Deine