Verona Diaries - News


Uuuuuuuuuuuuuuund wir haben eine Gewinnerin! :)

Katja Stadler ist die glückliche Gewinnerin - Herzlichen Glückwunsch!

Sonntag, 16.03.2014 [Woche 121]
by XShipper   
Eine Woche voller Katastrophen    




So viel Hektik hatten wir schon lange nicht mehr. Das war echt eine Heimsuchung der Katastrophen – eine folgte auf die andere, und uns blieb keine Verschnaufpause, obwohl wir uns doch schon lange einen Besuch aus der Heimat gewünscht hatten. Doch so hatten wir uns das nun wahrlich nicht vorgestellt. Alles fing mit einem Anruf – einer von vielen, die noch folgen sollten – noch letzten Sonntag an, als Ella uns nachts anrief und mitteilte, dass es ihrem Sohn nach unserem Ausflug nicht gut geht und sie sie würde am Montag nicht zur Arbeit kommen. Daraufhin überschlugen sich Ereignisse.

Natürlich hatte man Sorge um Anton und man konnte ihm nur schnelle Genesung wünschen, doch im Kindergarten tags darauf war die Hölle los! Mehrere Elternpaare mit ihren Kindern kamen mir am Eingang entgegen und verließen fluchtartig die Einrichtung… aber nicht, ohne mir vorher noch ein paar Warnungen hinterher zu rufen, dass ich mein Kind da besser nicht rein brächte. Ich schaute nach unten zu Valentina, die ganz fest meine Hand hielt. Als ich eintrat, erklärten mir meine Kolleginnen, dass gerade die Röteln die Runde machten und der Kindergarten vorerst geschlossen wird.

Da wollte ich lieber Vorsorge treffen und suchte den nächst gelegenem Kinderarzt auf, doch dort herrschte bereits Hochbetrieb. Einige besorgte Mütter und Väter erkannte ich wieder – auch sie waren unmittelbar hier her gestürmt. Und wie ich mit meiner Kleinen so im Wartezimmer ausharrte, hoffte ich nur, Valentina hätte sich nicht angesteckt. Doch je mehr Zeit verging, desto mehr Hitze bemerkte ich, die von ihr ausging. Ich fühlte ihre Stirn und erschrak fast – woher kam der plötzliche Fieberschub? Da wusste ich, dass sie sich bereits angesteckt. Ich fragte mich, was in den letzten Wochen wir im Kindergarten übersehen hatten, dass von heut auf morgen so viele Kinder von den Röteln betroffen zu sein schienen. Mir wurde ganz flau im Magen und ich wollte nur noch so schnell wie möglich den Doktor sehen. Einige Stunden später hatten wir dann die Diagnose schwarz auf weiß und knallhart ausgesprochen: Röteln.

Wenn es Valentina bereits hatte, hätte ich unmittelbar ein Problem. Mich überkamen grauenhafte Sorgen. Für das Kind selbst bekam ich fiebersenkende Medikamente und was gegen die Schmerzen. Sie klagte bereits jämmerlich und ziemlich wehleidig, ihr Kopf mache ganz doll aua. Entsprechende Salben für die kommenden Juckattacken gab man mir auch mit. Ich versuchte, Ruhe zu bewahren und für Valentina der Pol zu sein, an dem sich klammern und Schutz finden konnte. Eiligst brachte ich sie nach Hause und versuchte mit ihr auf dem Arm Robert per Telefon zu erreichen, um ihn darüber zu informieren, dass wir nach Hause kommen und er gegebenenfalls für sich, seine Mannschaft und für die Cucina Vorsichtsmaßnahmen treffen sollte.

Ich jedoch hatte, wie gesagt, ein Problem: Ich konnte nicht bleiben! Mich beschlich ein ungutes Gefühl, sodass ich, nachdem ich den kranken Spatz versorgt und ins Bett gebrachte hatte, meine Klinik anrief und schnellstmöglich um einen Termin bat, den ich bereits für den nächsten Tag auch bekommen sollte. Was wiederum die Frage aufwarf, was aus Valentina werden würde. Robert wäre mit der Küche beschäftigt und dort herrschte Hochbetrieb. Ein Kleinkind mit Röteln kann ich auch schlecht Tiziana anvertrauen, schließlich hatte sie mit ihrem Baby alle Hände voll zu tun. Debbie und mein Bruder war auch keine Option, denn ein ansteckender Virus auf einem Bauernhof muss ja nun auch nicht unbedingt sein.

Mir blieben nur das Internet und die Suche nach einem Kindermädchen. Ein Lichtblick erhellte am Nachmittag den Horizont, als ich nach schier endlosem Rumtelefonieren zufällig in der Nachbarschaft Glück zu haben schien. Ein junges Mädchen von nebenan, die wegen einer gebrochenen Hand zurzeit Schulfrei hatte, erklärte sich bereit, kurzfristig auf Valentina aufzupassen. Ich kannte sie und mochte sie, vor allem aber war sie im Umgang mit Kindern trotz ihres zarten Alters und ihrem Handicap geübt – hatte sie doch 7 jüngere Geschwister. Am Abend weihte ich dann Robert in meine Pläne ein, auch wenn dieser vor lauter Erschöpfung vom Tage und vor Kummer um Valentina wahrscheinlich nur die Hälfte mitbekam.

Der Wecker klingelte früh, noch eher als der von Robert. Ich packte nur ein paar Dinge und verließ noch vor Sonnenaufgang die Wohnung, um den ersten Zug zu bekommen. Mit dem Auto wollte ich nicht fahren, dafür schlotterten mir zu sehr die Knie und die extra Portion Schlaf während der Zugfahrt würde ich brauchen. Mit dem Kindermädchen hatte ich vereinbart, dass sie am Morgen vorbei kommt, um sich anstelle von Robert um Valentina zu kümmern. Eigentlich war alles so schön geplant.

Doch kurz bevor ich mit dem Zug mein Reiseziel erreichen sollte, schrillte mein Handy. Robert meldete sich ganz besorgt und teilte mir aufgebracht mit, dass das ungeschickte Mädel von nebenan beim Betreten der Wohnung ausgerutscht und so unglücklich an dem auf der gegenüberliegenden Wand hängenden Spiegel geknallt sei, dass sie neben einer Platzwunde auf der Wange sich auch noch den anderen Arm gebrochen hätte. Unser Kindermädchen war demnach unbefallbedingt ausgefallen, beide würden nun auf dessen Vater warten, der das Mädchen ins Krankenhaus fahren würde, ich war nicht mehr zu hause und Robert musste eigentlich dringend ins Restaurant.

Ich merkte, wie Panik in uns beiden aufkam – aus völlig unterschiedlichen Gründen. Aber was sollte ich machen? Ich versicherte ihm, dass ich die Untersuchung in der Klinik reine Prävention wäre und es gar nicht so lange brauchen würde. Dass ich mich beeilen und schnellstmöglich wieder im Zug nach Hause sitzen würde. Aber wie Robert nun mal ist, handelte dieser völlig voreilig. Auch wenn einfach nur der sorgenvolle Vater in ihm die Oberhand übernommen hatte. Das letzte, was ich noch vor seinem Auflegen hörte, war die Info, dass er jetzt seine Mutter anruft. Ach, du Schreck!

Natürlich konnte Robert Charlotte nicht die Wahrheit sagen, also tischte er ihr eine eiligst zusammengeschusterte Notlüge auf. Im Nachhinein betrachtet eine ziemlich schwache. Was Besseres war ihm auf die Schnelle und mit Tausend anderen Dingen im Kopf nicht eingefallen. Dass sowohl er als auch ich im Restaurant zu tun hätten, weil dort die Welt unterging, und das für diese hektische Zeit eingestellte Kindermädchen unmittelbar krankheitsbedingt ausgefallen. Ok, wenigstens das stimmte.

Zum zweiten Mal innerhalb nur weniger Stunden saß ich erneut in einem Wartezimmer, als mich Robert wieder anrief. Das Telefonat war kurz, aber dafür nicht weniger kritisch. Seine Mutter wäre auf dem Weg nach Verona! Mir blieb keine Zeit zum Reagieren, wurde ich doch auch schon aufgerufen. Wie schön, dass Valentinas Oma zu uns kommen wollte, aber doch nicht ausgerechnet jetzt! Meine Sorgen multiplizierten sich, aber nur wenige davon konnte ich bei der Untersuchung abschütteln. Die Ärzte gingen kurz die Berichte durch und nahmen Blutproben. Noch ein paar Unterredungen und Hinweise, dann wurde ich auch schon wieder entlassen. Die Ergebnisse bekäme ich zugestellt bzw. per Anruf mitgeteilt. So langsam würde ich gern irgendwo den Stecker ziehen wollen – von Telefonaten hatte ich allmählich die Nase voll.

Dennoch dachte ich, ein Rettungsversuch sollte ich noch starten, damit Charlotte nicht voreilig nach Verona zu kommen brauchte. Während der Zug an einer Station einen längeren Aufenthalt hatte, sich meine Ankunft zuhause damit leider verzögerte, nutzte ich die Gelegenheit und rief am Fürstenhof an. Leider erreichte ich nur Werner und der war sofort auf 180, sobald ich Valentina und Röteln erwähnte. Ich saß im Zug in einem menschenleeren Abteil allein und schlug die Hände über den Kopf zusammen – nun wollte auch er auch noch Verona kommen! Und dass so schnell wie möglich.

Was mir blieb, war die Hoffnung, ich würde vor meinen Schwiegereltern zuhause eintreffen. Ändern ließ sich daran nun nichts mehr! Kurz nachdem in die Restaurant-Küche zu Robert stürmte, ihm einen Kuss aufdrückte und mich bei ihm prophylaktisch für alles entschuldigte, fuhr auch schon das Taxi vor.

Deine