Verona Diaries - News


Na, wer von euch plant bereits den Sommerurlaub?
Zieht auf jeden Fall Mallorca mit in die Planung ein,
denn dort öffnete bereits am 1. März das
"Sturm der Liebe"-Café seine Pforten - immer eine Reise wert.

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Sonntag, 17.03.2013 [Woche 74]
by XShipper   
Evas, Roberts und die Oster-Eier    



Das Gespräch mit Robert hängt immer noch nach und schwebt wie eine schwere Wolke im Raum… wir hatten uns Stunden um Stunden ausgesprochen bis der Morgen graute und die Vögel ihren morgendlichen Gesang anstimmten. Mein Innerstes, soweit wie ich mutig genug für war, hatte ich ihm endlich offenbart. All meine Sorgen wie auch meinen Kummer empfing er mit offenen Armen so wie die Vögel die ersten Sonnenstrahlen nach diesem trögen Winter. Mein Super-Mann schlug auch vor, er könnte Gott an meiner statt für eine Weile verfluchen, wenn ich mich dadurch besser fühle. Aber das würde uns beide nicht weit bringen. An Gott zu glauben obliegt zudem anderen…

Dennoch stand für uns fest, dass ein Termin unabdingbar sei und sich wohl nicht vermeiden ließe, sofern nicht plötzlich ein positives Zeichen auf einem dieser Piss-Stäbchen aufleuchtet. Für Testzwecke sollte ich wohl mal einen Schwangerschaftstest versuchen. Damals erfuhr ich es ja am Fürstenhof direkt vom Doktor Niederbühl (der dieser Tage seinen Sohn südlich von uns in der Toskana besucht), aber hier habe ich noch nie einen versucht… Robert versprach jedoch, dass er für alles bereit sei, was im schlimmsten Fall auf uns zurollen könnte, und nicht von meiner Seite weichen würde – wofür hatte er schließlich einst ein Versprechen gegeben, wenn es nicht auch in schlechten Zeiten gälte?!

Also gingen wir am Montag gleich zu meiner Ärztin, nachdem ich nur einen kurzen Dienst und Robert eh seinen freien Tag hatte. Wir kamen etwas unangemeldet und saßen daher eine gefühlte Ewigkeit im Wartezimmer rum, was mich wieder daran zurück erinnerte, was der ganze Auslöser dafür war, weswegen wir nun händchenhaltend nebeneinander saßen. Robert fühlte sich etwas unbehaglich und rutschte oft hin und her. Er erntete viele bedeutungsschwangere Blicke der anderen Frauen – bei einigen wusste ich nur nicht, ob ich meinen Mann lieber dringend an mich ketten sollte,… aber ich schob die Lüsternheit in den Augen mancher auf die Hormone.

Und dann dauerte es nicht mal eine viertel Stunde und wir waren wieder auf dem Weg nach Hause. Mit einer Menge Broschüren und Infomaterialien in den Händen über eine südtiroler Sanitätseinrichtung mit eigenem Sterilitätszentrum, die wir erst einmal durchblättern und lesen sollen. Die Möglichkeiten für uns stehen fest, aber die Gründe für das bisherige Fehlen vom Babygeschrei in unseren 4 Wänden sind hingegen noch unklar und können ziemlich vielschichtig sein.

Wie du merkst, habe ich aktuell nur ein Thema, welches mich beschäftigt. Aber alles und jeder in dieser Stadt scheint darum zu wissen und deutet praktisch mit dem Finger auf mich, wenn ich durch die Straßen von Verona bummle. In meinem Kopf schwirren wilde Gedanken über meine Eier, die von Robert und natürlich von überall hängenden Ostereiern. Aber die bunten Schokoladensüßigkeiten in den Schaufenstern erinnern mich daran, dass wir ja noch Valentina haben und wieder ein Jahr vergangen ist.

Ach, was wären Robert und ich ohne Valentina? Wo wäre ich überhaupt heute? Wo würde ich heute arbeiten, nachdem ich damals Tanja und ihrem Sohn geholfen habe? Hätte ich Karriere als irgendwas am Fürstenhof gemacht oder hätte ich mir längst einen neuen Job gesucht? Wären Robert und ich uns damals denn so nahe gekommen und was wäre mit Markus? Auch wenn nicht alles optimal und immer positiv verlief, will ich das „Was wäre, wenn…“ eigentlich nicht wissen. Ein paar Vorfälle hätten nicht sein müssen, aber mein Leben mit Robert ist – bis auf die paar gewissen Dinge – sonst perfekt und ich würde es um kein Geld der Welt missen.

So wie die Vorboten des Frühlings… der warme Sonnenschein am heutigen Morgen treibt mir trotz alledem ein Lächeln aufs Gesicht. Auch der Anblick von Valentina beim Frühstück, die sich das Honigbrot nicht nur in den Mund steckt, sondern alles damit vollkleckert. Und im Radio läuft beschwingte Musik, die freudig das Leben und den schönen Tag zu begrüßen scheinen.

In den letzten Tagen wurde beschlossen, dass wir die zwei- bis dreistündige Autofahrt auf uns nehmen und zu diesem Sanitätshaus fahren werden. Es bietet idealer Weise Unterkünfte für Familien mit längerer Aufenthaltsdauer. Die Osterfeiern würden sich für uns alle anbieten und Robert versucht bereits, die Freifolge im Restaurant zu regeln. Direkt Ostern werden wir noch hier feiern, weswegen ich noch dringend neue bunte Deko-Materialien, kleine Geschenke für Valentina und die hier typischen Riesen-Ostereier besorgen muss. Ich gestehe, dadurch dass wir diese dunkle, schattenwerfende Wolke anpacken, spüre ich einen Hauch von Veränderung. Wie sagt man so schön: Die Lebensgeister kehren zurück. Und der Frühling tut sein Übriges dazu. Ja, bei dem Gedanken muss ich schmunzeln.

Ich bin auch froh, dass ich mich vor ein paar Tagen mit Tiziana aussprach. Wir waren alle zum Abendessen bei meinem Bruder eingeladen. Natürlich steckte ein Plan dahinter, denn auch Jacob und Debbie bekamen Wind von alldem. Und mein Bruder – der typische Mittelsmann – bestand darauf, dass ich mich dafür entschuldige, sie aus heiterem Himmel einfach so stehengelassen zu haben. Das tat mir unendlich leid und ich schallte mich selbst dafür. Aber Tiziana war mir nicht böse. Im Gegenteil, sie entschuldigte sich auch dafür, was ihr Anruf alles auslöste und in Gang gesetzt hatte. Nein, als ich ihr davon erzählt, nahm sie ihre Entschuldigung zurück, schließlich dient das ganze Prozedere ja einem guten Zweck, und wir beide mussten lachen. Aus Solidarität unter uns Frauen beschlossen wir Mädels, keinen Wein zu trinken. Die teureren Flaschen mussten unsere Männer alleine leeren und waren dementsprechend vom Alkohol gezeichnet, was uns Gackerlieschens natürlich ziemlich amüsierte.

Ich freue mich auf eine baldige Wiederholung eines so schönen, vor allem aber lustigen Abends. Debbie hatte angedeutet, dass, sofern ihr Vater bei seiner Toskana-Reise einen Abstecher nach Verona unternehmen sollte und sie besuchen kommt, sie nochmal ein großes Gelage veranstalten würde. Es täte mir in meiner momentanen Situation bestimmt nicht schlecht, ein paar Worte mit Herrn Doktor Niederbühl persönlich wechseln zu können. Vielleicht kommen sie gar zu dritt und er bringt Tanja und Fabienne mit. Das wäre praktisch, so hätte nicht nur Debbie ein Wiedersehen mit ihrem Vater und mein Bruder müsste sich vor seinem Schwiegervater beweisen, sondern auch Robert und ich könnten uns mit unserer guten, alten Freundin Tanja endlich wieder austauschen – ihr Kurzauftritt zu Silvester war für tiefgreifende Gespräche miteinander einfach viel zu kurz. Und nebenbei bemerkt könnte Fabienne der große Aufpasser für Valentina sein, wenn sie gemeinsam auf dem Hof spielen. Wobei Robert sicherlich ein wachsames Auge auf seine Tochter haben wird, mit wem sie im Stall verschwindet.

Vielleicht sollte ich meinen Mann mal in den Heustober entführen und ihn dort verführen… oh, Frühling liegt endlich in der Luft.

Deine