Verona Diaries - News


Na, wer von euch plant bereits den Sommerurlaub?
Zieht auf jeden Fall Mallorca mit in die Planung ein,
denn dort öffnete bereits am 1. März das
"Sturm der Liebe"-Café seine Pforten - immer eine Reise wert.

Mehr Infos gibt es hier

Sonntag, 03.03.2013 [Woche 72]
by XShipper   
Ein Versteck für Püppi!    



„Gott hat uns allein gelassen!“, hörte ich ihn sagen… beinahe im Flüsterton. Das waren tatsächlich die Worte meines Vaters, der ziemlich verstört und verängstigt klang. Ich machte mir Sorgen und fragte ihn, was er nur meinte und ob er Hilfe bräuchte. Am anderen Ende des Telefons hörte ich dann eine Masse von Menschen und das Tosen eines Hubschraubers. Und da ging mir ein Licht auf: mein gottesfürchtiger Vater war zum Vatikanstaat gereist und winkte dem Abgesandten des Herrn auf Erden hinterher, der soeben gen Himmel aufstieg. Ich dachte schon, die Welt würde untergehen oder etwas Schlimmes wäre passiert. Nun… für ihn war es das wohl.

Da ich ihn schon mal sprach, wollte ich sogleich wissen, ob er nicht bei uns vorbei kommen würde, wenn er eh gerade on Tour war. Doch er meinte, er müsse warten und ausharren, bis es einen neuen Papst gäbe und die Welt somit wieder sicherer sei. Ich tat den Kommentar von Gustl mit einem Augenrollen meinerseits ab – was er natürlich nicht sehen konnte –, dachte mir, dass er sich vielleicht mal mehr Sorgen um seine Tochter machen sollte, die in einem Land voller politischer Narren lebe, und versicherte ihm vergebens, dass auch gute Dinge auf Erden geschehen, gänzlich ohne Gottes Einwirken (oder jedweder Politiker). Doch das brachte mir nur einen Bibelvers ein. Während ich den Hörer vom Ohr etwas weghielt, kam mir Tizianas Schwangerschaft wieder in den Sinn. Ich lächelte vor mich hin und fühlte mich in meiner zuvor getätigten Aussage bestätigt.

Es hat zwar nicht jeder so viel Glück, aber meine Freude für sie kommt von Herzen. Mutter Natur hat noch nie einen Gott gebraucht. Wenn ich so zur Sonne schaue, die heute scheint und ihre Wärme auf meinem Gesicht tanzen lässt, könnte man zwar glauben, da oben muss es etwas Mächtiges geben, aber die Sonne selbst ist das Wunder und die Herrlichkeit. Der Frühling steht vor der Tür und somit auch neues Leben. Überall zeigen sich die ersten Knospen und frisches Grün, die sich von der Wärme locken lassen. Daher ließ auch ich es mir nicht nehmen und auf die Terrasse locken.

Mit einer großen Tasse Cappuccino sitze ich nun im Schneidersitz mit dir, liebes Tagebuch, auf meinem Schoß liegend im urgemütlichen Hängestuhl. Valentina kommt alle paar Minuten an und zupft mir an der Decke, in die ich mich reingekuschelt habe. Sie spielt Mami und zeigt ihrer Püppi jeden Winkel der Wohnung. Davon muss sie mir dann natürlich immer stets berichten. Im Moment versteckt sie sie hinter dürrem, noch recht kargem Gestrüpp am Geländer. Glaub mir, ihre Denkweise hinter ihrem Tun ist erstaunlich und auch niedlich. Ich habe sie gefragt, was sie da macht. Und wenn ich sie richtig verstanden habe, zeigt Valentina ihrer Puppe die besten Verstecke. So erspart sie sich das lästige Suchen, wenn das Spielzeug mal wieder verloren gegangen ist… macht doch Sinn, oder?! Ok, das werde ich mir merken müssen.

Bald ist Ostern und neue Geschenke wie Spielzeug und Süßigkeiten müssen her. Für Gustl jedoch würde es ein Ostern ohne einen neuen Papst nicht geben. Davon lass ich mich aber nicht abschrecken. Denn wenn das Wetter so weiter mitspielt, wird das Shoppen für gute Laune sorgen. Vielleicht sehe ich in den Schaufenstern der belebten Einkaufspassagen von Verona was Passendes. Das würde dann unser zweites Osterfest hier in Verona sein, oder? Ach, ich freue mich schon darauf. Auch weil es so viele niedlichen Dinge gibt, die man werdenden Eltern schenken kann bzw. die kleine Babys brauchen. Ach, habe ich schon erwähnt, dass ich es toll finde, dass jemand aus unserem Freundeskreis Nachwuchs bekommen wird?

Tiziana hat mich sogar gefragt, ob ich sie zum nächsten Termin begleiten möchte. Ich habe natürlich sofort zugesagt und auf Arbeit einen freien Mittag dafür organisiert. Gianni und Carlo haben an dem Tag eine größere Gesellschaft, weswegen sie sonst alleine zum Frauenarzt müsste. Etwas peinlich berührt musste ich feststellen, dass wir die gleiche Praxis teilen. Aber das gibt mir die Gelegenheit, selbst mal wieder vorstellig zu werden.

[…]

Oh, wo bitte ist die Sonne geblieben? Da habe ich wohl zu lange der süßen Valentina beim Spielen zugeschaut. Währenddessen habe ich den Sonnenuntergang verpasst – schade –, welcher nun die Wolkenschleicher in blasses Lila und Rot verfärbt. Und nun zieht es sich allmählich zu. Es dämmert recht schnell und bald wird es hier draußen recht ungemütlich wie auch kalt werden. Aber in Valentinas Gebrabbel kann man erstaunliche Geschichten heraus hören… das hatte mich einfach abgelenkt. Sie hat eine wunderbare, aber ziemlich schräge Phantasie, die eben nur Kinder haben können. Dennoch weiß ich nur zu genau: wenn wir jetzt reingehen müssen, wird sie ihrem Ruf als Prinzessin wenig gerecht werden. Da muss ich mir wohl was Verlockendes einfallen lassen, um sie von der Terrasse wieder rein zu locken. Das Muster der Fliesenplatten scheint sie nur gerade immens zu faszinieren.

Vielleicht sollte ich ihr eine Spur aus kleinen Balconi-Stückchen legen, die in die Wohnung führen – die liebt sie ja abgöttisch. Das sind kleine Teigröllchen mit einer Milchcreme drin, für die sie alles stehen und liegen lässt. Sehr einfach, aber auch sehr lecker. Ich müsste davon noch welche im Kühlschrank zu liegen haben.

Also, ich werde dann mal eine kleine Schnitzeljagd mit Valentina veranstalten und hoffen, dass sie ohne großes Murren oder lautstarkem Nein rein kommt; sonst holt sie sich noch was eine Erkältung. Auf in ein neues Abenteuer…

Deine