Sonntag, 04 März 2012 [Woche 21]
by XShipper
Familienzuwachs

ich habe leider nicht so viel Zeit – hier geht es gerade drunter und drüber. Aber weißt du was? Mir geht es viel besser als die ganzen letzten Wochen. Ich fühl mich befreiter, jetzt, wo ich die Last dieser Alpträume nicht mehr alleine mit mir rumtragen muss, da Robert nun weiß, was in mir vorgeht. Er war so süß zu mir, nahm sich trotz des Stresses im Restaurant Zeit für mich und Valentina, außerdem versuchte er mir jeden Wunsch von den Lippen abzulesen. Na gut, das klappte nicht immer, aber die Küsse waren jedes Mal purer Zucker!

An Roberts freien Tag waren wir in Verona unterwegs und ließen eine Menge Geld in diversen Shops. Wir hatten hier in der Stadt einen kurzen Anflug von Frühling, also saß bei schönem Sonnenwetter das Portemonnaie recht locker – ein hübsches Kleid für mich, neue Schuhe für uns alle, Holzspielzeuge und eine hübsche Puppe für unsere Kleine sowie ein paar edle Gürtelschnallen und Hemden für meinen Liebsten.

Zum ganz großen Frühlingseinkauf kam es aber noch nicht, da wir uns irgendwann in einem Tierheim wiederfanden. Tja, der neue Familienhund muss ja nicht unbedingt vom Züchter kommen, dachten wir uns und gingen hinein. Aber auch wenn Robert dafür ist, dass wir einen kleinen Familienwächter brauchen, hatte er doch so seine Mühen, als er dann tatsächlich vor der Schar Hunde stand. Er war komplett überfordert, als einer davon auf ihn zukam, sich so sehr freute und ihn Schwanz wedelnd und bellend ansprang. Mein ach so tapferer Mann wich sogar zurück und traute sich überhaupt nicht, den süßen Vierbeiner anzufassen. Er glaubte mir auch nicht, als ich meinte, dieser mag ihn und es wäre Liebe auf den ersten Blick. Ganz trocken, aber mit dem Schelm im Nacken, konterte er, dass der Köter wohl eher seine Rinderfilets mag, die er an ihm schnuppert. Witzbold!



Etwas später erreichten wir die Gehege mit den Welpen, die auch allesamt liebenswert waren. Ich konnte mich gar nicht sattsehen – ach, dieses böses Kindchen-Schema, da wird man als Frau ganz schnell schwach. Einen hatte ich auf dem Arm und neckte Robert mit der Frage, ob dieser süße Fratz nicht vorerst ein idealer Babyersatz wäre.



Aber unsere Herzen wollten so gern allen Hunden ein Zuhause schenken, sodass wir uns gar nicht entscheiden konnten, ob wir einen nehmen, der sogar Robert in Zaum halten kann und daher ideal wäre, jeden Bösewicht zu vertreiben, oder ob wir ein Junges nehmen, welches mit seinem treudoofen Blick jedes noch so harte Herz zum Schmelzen bringt. Tja, was denkst du?

Nachdem nun auch Valentina wieder in die Einrichtung durfte, hatte ich alle Zeit der Welt und verfiel dem Frühjahrsputz-Wahn. Ich war durch die Wohnung gefegt und fühlte mich selbst beim Fensterputzen, Fliesen bohnern und Teppiche absaugen, Gardinen waschen, im Hinterhof die Betten ausklopfen, Staub wischen und beim Umstellen der Inneneinrichtung ganz beschwingt. Ich nutzte auch die Zeit und machte mich auf den Weg raus zum Bauernhof meines Bruders. Es war schon abends, so hatte ich die Gelegenheit mit Debby zu sprechen.

Da sie sich mit Traumdeutungen auskennt, habe ich ihr von den Nachtmahren um Barbara und ihrer Rache an unserer Familie erzählt. Und es schien ihr so klar, dass ich Veränderungen brauchte und mich nach ihnen sehne – schließlich wollte ich wieder als Kindererzieherin anfangen und suchte einen Job abgesehen meiner Karriere als Kinderbuchautorin. Aber auch Veränderungen der anderen Art sollten ins Haus stehen. Ich war ganz aufgeregt, sprach sie doch vom familiären Zuwachs.

Also eilte ich wieder nach Hause, um meinem Mann von der frohen Botschaft zu berichten, die uns womöglich bald ereilen sollte, stattdessen war er es, der mit der Neuigkeit aufwartete. Robert war um 2 Brüder reicher geworden. Zwillinge, und einen davon hatten wir sogar schon kennengelernt, als wir noch am Fürstenhof lebten, und dieser hatte einen Zwillingsbruder. Beiden bringen nun das Leben am 5-Sterne-Hotel reichlich durcheinander. Der eine hatte einen Unfall, aber eigentlich wurde er von seinem Bruder umgebracht, der nun deswegen vor Gericht steht. Aber da er noch lebt, haben sie das gleiche Problem: sie beide lieben meine Schulfreundin Theresa. Ziemlich verwirrend. Das nimmt schon italienische Züge an – wir sind eben alle eine große Familie!

Tja, und Veränderungen kamen dann doch noch, nur halt nicht so, wie ich es mir vorgestellt hatte. Klar, ich wollte mich wieder um kleine Bälger kümmern und in dieser Aufgabe aufgehen. Dass ich nun ein großes Kind aufpäppeln muss, war so nicht geplant. Robert hat sich eine Erkältung eingefangen und lässt sich nun nach allen Seiten der Kunst von mir bemuttern. Oooh, er kann einem wirklich leidtun.

Ständig ist er am Jammern und bettelt mich um einen neuen heißen Tee. Die Wadenwickel mag er gar nicht und streift sie heimlich immer ab. Und wenn ich die Tücher finde, quäle ich ihn ja so sehr, indem ich sie ihm neu umbinde. Dann ständig dieser Husten, er kann ja überhaupt nicht schlafen und alles tut ihm deswegen weh. Daher habe ich jetzt auch kaum Zeit, da ich versuchen muss, dem Sturkopf seine Medikamente einzuflößen! Zum Glück hat Carlos kurzerhand „12 Apostoli“ übernommen, vor allem wegen seiner Hühnerbrühe, denn Robert würde um keinen Preis der Welt meine probieren. Als noch nicht geklärt war, was denn nun mit der Küche sei, lag mir Robert heulend in den Ohren, weil ohne ihn würde ja alles den Bach runtergehen und er müsste sein Restaurant schließen. Männer! Also, bis bald…

Deine