Verona Diaries - News


Wenn der Fantag nicht gewesen wäre... ja, das denkt sich grad eure "Verona Diaries"-Autorin, die gestern Nacht noch mit Eumeline die ganzen Fantag-Eindrücke für euch zusammenstellen wollte. Aus, Schwarz, Nichts! Das war allerdings die Reaktion des Rechners! Bedauerlicher Weise muss diese technische Katastrophe erst einmal geklärt und hoffentlich repariert werden. Bis dahin bleiben Eva und ihre Angehörigen auf der Flucht vor Curt Heinemann! Wir bitten um euer Verständnis!

Sonntag, 09.06.2013 [Woche 85]
by XShipper   
Elend überall    



Liebes Tagebuch,

Wenn ich die Nachrichten dieser Welt verfolge, geht ein Unheil nach dem anderen um. Da bin froh, dass ich nur die Hand ausstrecken brauche, um die von Robert zu umschließen und zu wissen, dass er noch bei mir ist. Bei dem, was sich dieser Tage fern wie auch nah ereignet, komm ich mir klein und machtlos vor. Solange jedoch etwas passiert, was nur weit genug weg erscheint, findet man zumindest noch Schlaf in der Nacht. Aber bei Roberts heiserem Röcheln und den schrecklichen Neuigkeiten vom Fürstenhof, die über Umwege an unsere Ohren drangen, erschlägt es einen irgendwie. Mir zerreißt es das Herz, wie andere als Davids der Menschheit gegen Goliath namens Natur ankämpfen und manche aus dem so sicher geglaubten Leben gerissen werden – nichts scheint sicher! Der Friede der eigenen vier Wände kann in einem einzigen Augenblick zunichte gemacht werden und Nachrichten einem dem Boden unter den Füßen wegreißen. Alles ist so furchtbar tragisch.

Wie gut hab ich es da und könnte es schon fast als Luxus bezeichnen, dass ich nur eine verrußte, entzündete Kehle aufpäppeln und die Beule an Valentinas Kopf, nachdem sie blindlings gegen ein Schild gerannt ist, verarzten muss, mich mit dem Papierkram von Versicherungen rumzuärgern habe, und doch meine Liebsten immer noch bei mir weiß. Ja, manchmal reichen nur ein paar Sekunden, die dein Leben verändern können. Ich mag mir gar nicht ausmalen, was gewesen wäre und wie es hätte weitergehen sollen, wenn es Robert nicht geschafft hätte. Nein, tief durchatmen, seine starke Hand noch fester drücken und dankbar sein!!!

Trotzdem sitzen wir beide wie zwei Häufchen Elend auf der Couch und fühlen uns schuldig, dass wir nicht zur Beerdigung hinfuhren. Charlotte, meine Schwiegermutter und vor allem Roberts Mutter, hätte es bestimmt gut getan, wenn wir als Teil der Familie in ihrer schwersten und dunkelsten Stunde der Trauer da gewesen wären. Aber dann wäre auch Roberts Unfall bekannt geworden und er schämt sich so dafür, dass doch seine Eltern bloß davon nichts wissen sollen. Telefonate für ihn sind zurzeit ja tabu, weil das laute Sprechen seinen Hals noch zu sehr reizen würde; ein persönliches Treffen lehnte er – so leid es ihm für seine Mama tut – kategorisch ab. Manchmal kann er einfach nicht über seinen Schatten springen.

Als wir aus dem Krankenhaus kamen, waren seine Worte der Entschuldigung, die er zuvor noch loswerden wollte, bisweilen das Letzte, was er für lange Zeit gesagt hatte. So gab ich ihn einen meiner Blöcke, auf denen er fortan alles Mögliche notierte, was ihm grade in den Sinn kam, und es mir dann vors Gesicht hielt. Nach ein paar Tagen war ihm das Schreiben leid und ich erwischte ihn immer öfter, wie er leise vor sich hinkrächzte. Zu mahnen bringt bei so einem Kerl nichts. Und dass er eigentlich krankgeschrieben war, auch nicht. Er stand oben in unserer Küche und kochte trotzdem für sein Restaurant und vor allem für seine Stammgäste. Manche fragten schon nach ihm, weil er nach der wochenlangen Abstinenz nur kurz wieder da war und nun schon wieder fehlte. In einer so renommierten Gastronomie fällt das eben auf, wenn sich der 3-Sternekoch nicht blicken lässt. Na ja, solange er nicht auch noch unsere Küche im Qualm erstickt, lass ich ihn weiter gewähren… zumal ich ihn eh nicht kontrollieren kann, wenn ich mit Valentina im Kindergarten bin. Aber auch dann komm ich erneut in den Genuss eines gewissen Luxus und kann nach dem Feierabend noch so allerlei Leckeres naschen.

Was die Versicherungen angeht, könnte uns dieses Mal auch das Glück hold sein. Der Sachverständige hatte einen technischen Defekt als Ursache festgestellt, weswegen nun Schadensersatzansprüche gestellt werden konnten. Mit dem zu erwartenden Geld erhofft sich Robert auch abschließende Reparaturen außen vorm Restaurant vornehmen zu können. Das mag unbedeutend erscheinen, aber trotz dieser Kleinigkeit wäre dies endlich mal eine gute Nachricht.

Deine