Verona Diaries - News


Eine Woche lang hattet ihr die Gelegenheit, den Eintrag im Tagebuch zum Valentinstag zu lesen.
Und wer aufmerksam war, dem dürfte eine Kleinigkeit aufgefallen sein, die fehlte. Robert und Eva
schwebten im Herzen auf Wolke 7, doch hoch hinaus ging es auf ganz anderem Wege. Und hier
kommt unsere Quizfrage ins Spiel. Zu welchem Gebäude gehört der Pförtner, von wo aus es für
unsere Liebenden gen Himmel ging? Schickt uns eure Antwort schnellstmöglich als PM oder E-Mail
( anja@verona-diaries.com ) und wir verlosen unter allen richtigen Einsendung stürmische Überraschungen
und exklusive Fanartikel vom Sturm der Liebe - Cafe?. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Einsendeschluss ist
der 09.03.2014 :) VIEL GLÜCK!

Sonntag, 23.02.2014 [Woche 119]
by XShipper   
Zeitreise    




Die Tage zogen ins Land, doch der leicht süßliche Rosenduft vom Valentinstag erfüllt noch immer unser Heim. Auch das beschwingte Gefühl im Herzen verweilte noch eine Weile, bis der Alltag unser wieder einholte. Nichtsdestotrotz war der Tag der Liebe wunderschön und bleibt mir selbstverständlich in Erinnerung. Nur der Kitsch drum herum ist unlängst von den Straßen und aus den Schaufenstern der hiesigen Läden raus. Der Frühling hält hier bereits Einzug und daher gibt es schon die ersten Oster-Dekorationen. Der Kommerz lässt einem kaum Zeit, die ganz besonderen Tage eines Jahres längerfristig zu genießen, denn unlängst wird man mit voller Wucht zum nächsten Festtag geradezu gedrängt, ob man für diesen nun schon bereit ist oder nicht. Das Außenbild der Stadt hatte sich augenblicklich umgekrempelt und weist keinen Hinweis mehr darauf, was einst war. Kein Wunder, dass man das Gefühl hat, ein Kalenderjahr vergehe rasend schnell. Wir haben schließlich fast schon März. Wo ist denn der Winter hin?

Weil alles so schnell verging, bot sich mir diese Woche wieder keine passende Gelegenheit, Robert mein Valentinstaggeschenk zu überreichen. Ich fühle mich nicht gerade wohl dabei, aber ein besonderer Anlass sollte es schon sein – so zwischen halb aufgegessenem Butterbrot und offener Türangel im Hausflur, beim Zähneputzen im Bad mit lauter Schaum vorm Mund oder ohrenbetäubenden Staubsaugen der Wohnung, während des Einkaufens zwischen den Regalen und quengelndem Kind im Wagen oder zu Besuch in der dampfenden Cucina vom 12 Apostoli mit all den Kollegen bot sich einfach kein günstiger Moment. Und zuweilen nachts im Bett war Robert viel zu erschlagen und dem Traumland allzu so schnell verfallen, wenn ich noch gar nicht richtig im Bett lag. Der Ansturm aufs Restaurant war diese Woche enorm und für ihn sehr Kräfte zehrend, weil zurzeit noch so viele liebestolle Urlauber in Verona verweilen und der Großteil unserer Gäste die kulinarischen Spezialitäten des Sternekochs bevorzugen als das dröge Essen im Hotelrestaurant nebenan, dem Aurora. Deren Küche ist auch ausgezeichnet, keine Frage, aber wer den Unterschied kennt, kommt natürlich zum Speisen nur zum Besten, den die Stadt zu bieten hat.

Zum Glück konnte ich auch wieder einen Blick auf meinen Bruder erhaschen. Jacob suchte meine Gesellschaft wie ich die seine bereits sehr vermisste. So allein unter uns als Geschwister waren wir schon lange nicht mehr. Debbie war an der Uni und Robert erfand sich in der Küche neu. Es tat uns beiden sehr gut, dass wir mal wieder etwas Zeit nur für uns hatten, auch wenn mein Bauernjunge noch Etliches auf dem Hof zu erledigen hatte. Aber so vertrödelten wir die Zeit, während er mit dem Häscher hantierte, mir das Melken von Kühen versuchte beizubringen, wir gemeinsam die Gänse in den Stall lockten oder Emil mit ein paar Möhren fütterten. Beim Abschied, der uns beiden deutlich schwer fiel, obwohl wir nun wahrlich nicht weit voneinander weg wohnen und uns eine kurze Autofahrt miteinander verbindet, versprach ich ihm, dass ich die nächsten Tage öfter vorbei kommen würde. Erstens tut mir die frische Luft ganz gut trotz Dung und Heu, zweitens sollte beim nächsten Mal auch Valentina dabei sein, da die Kleine im Kindergarten war und ich meinen freien Tag hatte, und drittens ich meinen sturen Esel gerne wieder öfter kraulen möchte. Das Wetter war zwar kalt und frisch, aber die Sonne war bereits auf dem Vormarsch, so hoffe ich, dass es auch in den nächsten dann so sein wird.

Gerade das Wetter transformierte mich letztens in eine wütende Putzmaschine… so was wie vorgezogener Frühjahrsputz – aus einem unbestimmten Drang heraus schnappte ich mir Spülmittel, einen Eimer voller Wasser, jeder Menge Putzlappen und gleich eine ganze Packung Einweghandschuhe, dann machte ich mich auf dem Dachboden zu schaffen. Der ist nicht besonders großflächig, doch vor allem aber hängen die Decken sehr tief und ich konnte lediglich auf allen Vieren umher wirbeln. Jede Menge Kisten und Unrat bildeten eine Reihe von Spalieren oder versperrten mir bisweilen den Weg, dennoch arbeitete ich mich kontinuierlich voran und fand so allerhand Interessantes, was ideal für die Mülltonne geeignet war. Achtung, das war Sarkasmus. Ganz ehrlich, da lag noch so viel von den Vorbesitzern rum, dass ich mich schon fragte, was von dem Zeug gehöre eigentlich uns. Eine Menge davon schmiss ich weg, denn vieles war von der Zeit zerfressen, kaputt oder einfach nur unnütz. Ich entschied, dass wir den Platz da oben brauchten, denn Valentina wird nicht jünger und ist aus all den Baby- und Kindersachen von früher längst raus gewachsen. Ein Großteil ihres Spielzeuges liegt schon unbeachtet im Zimmer rum und könnte demnach im Dachboden zusammen mit ein paar der auseinander gebauten Babymöbel dort verstaut werden. So leidlich es auch scheinen mag, aber erst einmal werden all diese Dinge nicht gebraucht und könnten trotzdem in Windeseile wieder in die Wohnung geschafft werden. Vorerst wäre für eine Weile jedoch mehr Raum in der Wohnung frei. Und vielleicht holen wir uns auch eh dann neues. Wer weiß…

Die Zukunft im Herzen stets im Blick habend fiel mein Augenmerk aber auf ein Bildnis aus alter Zeit. Es war eine einfache, verblasste Fotografie. Sie war schlicht und wirkte mitunter uninteressant, aber sie hatte Charme. Ein Datum war nicht vermerkt und der darauf befindliche Straßenzug ließ nur vermuten, dass es sich vielleicht um die Via Mazzini von einst handeln könnte. Mir gefiel es. Das alte Bild war so ziemlich das Einzige, was der Putzteufel in mir von all dem Kram auf dem Dachboden weiter existieren ließ, und ich nahm es mit runter in die Wohnung, um ein schönes, neues Plätzchen dafür zu finden. Dass wir praktisch Zuwachs bekommen hatten, fiel Robert später nicht auf. Aber das macht nichts. Es gehörte mit zu den Dingen, zu denen ich nicht kam ihm davon zu erzählen.



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