Verona Diaries - News


Na, wer von euch plant bereits den Sommerurlaub?
Zieht auf jeden Fall Mallorca mit in die Planung ein,
denn dort öffnet bereits am 1. März (kommenden Freitag) das
"Sturm der Liebe"-Café seine Pforten - immer eine Reise wert.

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Montag, 25.02.2013 [Woche 71]
by XShipper   
Tizianas Geheimnis    



Da war die Katze aus dem Sack, wie man so schön sagt! Bei den letzten Feierlichkeiten zum Karneval war der angebotene Glühwein der Dauerbrenner unter all den Gästen. Und was fiel einer Freundin von mir dabei auf? Irgendwie konnte ich es gar nicht fassen, dass ich es nicht war, der es als erstes auffiel. So folgte auf einem Stups auf meine Schulter ein kurzer Seitenblick rüber zu einer gewissen Dame. Während Robert neben mir sich mit ein paar jungen Männern unterhielt und gerade lauthals lachte, stand ich mit Argusaugen zusammen mit der Freundin an seiner Seine und wir waren hoch konzentriert.

Wir warteten, wir beäugten und wir spionierten jede Bewegung aus, bis wir uns ganz sicher waren, dass wir uns wagten, sie zu fragen. Denn mitunter sind die ersten Hinweise immer das Abwinken mit der Hand, wenn jemand einer Frau ein Glas Alkohol anbietet. Sicherlich gab es auch Stände mit alkoholfreiem Glühwein und Punsch– so einen, den ich Valentina geholt hatte. Zum Beispiel der sehr leckere warme Apfelsaft mit Zimt. Ok, das ist jetzt kein Glühwein, aber du weißt sicher, was ich meine… obwohl, woher solltest du das wissen?!

Jedenfalls sahen wir genau diesen einen Moment und waren fasziniert davon, wie sie daraufhin den Wirt hinter dem Ausschank schüchtern anlächelte und sich umdrehte – direkt in unsere Richtung. Wo sind die Menschenmengen hin, wenn man sie mal braucht? Wir starrten sie an und sie versteifte sich augenblicklich. Dass wir daraufhin plötzlich bis über beide Ohren strahlten, schien nur zwischen uns Mädels bemerkbar. Denn Robert gestikulierte wild mit seinem halbvollen Becher umher und hätte fast unsere Kleine vollgekleckert, was ihm jedoch auch nicht auffiel.

Als Tiziana aber begriff, dass wir total begeistert waren, lachte sie und grinste so breit, wie eine werdende Mutter über die freudige Nachricht es nur kann. Ja, sie ist schwanger. Alsbald nutzte sie das Flackern der brennenden Äste im schwarzdunkel der Nacht mit seinen gleißenden Funken, die vom Wind getragen gen Himmel aufstiegen und alle Anwesenden wohlgefällig stimmte, um unseren kleinen Trupp aus Freunden darüber zu unterrichten. Kaum sprach sie es aus, grölten alle und verlangten nach noch mehr Glühwein zum Anstoßen.

Robert stürzte sich auf Tiziana und schwang sie umher. Beinahe hätte er ihre Schuhe im großen, offenen Lagerfeuer versengt. Gut, dass Gianni nicht da war, sonst hätte mein Mann sich womöglich wieder ein blaues Auge – dieses Mal von einem eifersüchtigen werdenden Vater – eingehandelt. Da fällt mir, ich habe ganz vergessen zu fragen, wieso er nicht dabei war. Robert jedenfalls hat sich so für sie gefreut und war gut gelaunt, dass er für den Rest des Abends ständig vor mir rumtänzelte und in Flirtlaune war. Ich weiß sehr wohl, was sein Augenzwinkern und das Wackeln mit den Augenbrauen bedeuten sollten.

Ich freue mich und könnte insgeheim wie ein kleines Kind darüber kichern, auf der anderen Seite habe ich diesen Blick von meinem Mann immer vor meinem inneren Auge. Ich mag mich nicht an damals zurück erinnern und mag es noch viel weniger, diesen einen Wunsch heute noch träumen zu müssen. Ach, ich wollte doch nicht so abdriften…

Aber der Alltag hier in Italien ist nicht gerade vor Spannung geladen und ablenkend. Schon gar nicht, wenn man sich für Politik nicht sonderlich interessiert. Wahlen hier, Wahlen da. Zum Glück ist Robert ähnlich gestrickt, sodass er sich nicht bei jeder Diskussionsgruppe, die es spontan an jeder Straßenecke gibt, mit einklinkt. Dafür haben wir heute einen schönen Abend zusammen, auf den wir uns schon die ganze Woche über gefreut hatten. Das Restaurant hat zu, dafür ging es bei uns rund.

Vorhin haben wir gemeinsam in unserer Küche gekocht. Liebe geht ja bekanntlich durch den Magen. Aber seit Tizianas Verkündigung über den zu erwarteten Nachwuchs ist er so beschwingt, dass wir praktisch Stunden brauchten und mussten mit den scharfen Messern ungemein aufpassen. Bei jeder sich bietenden Gelegenheit hatte ich seine Hände überall und seine Zunge schmeckte nicht nur die Soße ab. Ziemlich frivol, aber Valentina spielte unwissend, was in der Küche vor sich ging, mit ihrer Puppe im Wohnzimmer. Wir taten nichts Anstößiges, nur ein bisschen Gefummel. Ob es aber an der aufgeheizten Stimmung oder doch am guten Koch lag, kann ich nicht genau sagen, aber das Essen schmeckte vorzüglich.

Ich höre gerade aus dem Kinderzimmer, wie der stolze Papa seiner Tochter ein Schlaflied vorsingt. Mit dem Aufräumen bin ich fast fertig, aber ich habe mich dazu hinreißen lassen, dir kurz ein paar Zeilen zu schreiben. Wenn ich mich jetzt aber noch beeile und den Tisch schnell abwische, dann wäre ich mit der Küche und dem Saubermachen fertig, wenn auch Valentina endlich eingeschlafen ist. Dann wären die Erwachsenen im Haus endlich unter sich… Träume sind bekanntlich nicht immer Schäume.

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