Verona Diaries - News

Ho Ho Ho!



Das Jahr 2012 niegt sich dem Ende zu und das Verona Diaries
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Montag, 11.02.2013 [Woche 69]
by XShipper   
Ausnahmezustand in Verona    



Nun herrscht in Verona der Ausnahmezustand – es ist die Narrenzeit weit und breit. Vielerorts finden seit Freitag rauschende Straßenfeste mit viel Spiel, buntem Spaß und allerlei Unterhaltung statt, und dann die ganzen Umzüge überall. Man kommt aus dem Feiern gar nicht mehr raus, weil jeder Tag zu einem Feiertag erklärt wird.

Die Veroneser drehen hier eben nochmal richtig auf und es geht ziemlich lustig – sofern man sich inmitten der Menschenmassen befindet. Getreu dem Motto „A carnevale ogni scherzo vale“ wird sich hier jeder Scherz erlaubt. Selbst gediegene Männer werden wieder zu rotzfrechen Kindern und machen selbst vor der Policia keinen Halt.

Robert genügt sich in Sachen Karneval mit deutlich weniger gefährlicherem. Er liefert sich zurzeit lediglich ein kulinarisches Duell mit Gianni in der Küche. Bevor hier die lange Fastenzeit beginnt, die bis Ostern dauern wird, naschen die Narren und Liebhaber süßer Sachen Unmengen von diesem leckeren Faschingsgebäck. Und überall gibt es Stände mit knusprig-warmen Waffeln und überraschend gefüllten Krapfen. Wer von den Spitzenköchen bäckt am besten? Ich bin gespannt.

Jedenfalls war der Kauf von Kostümen für uns ein Reinfall. Die fantasiereichen Masken konnte man ja nun wahrlich an jeder Ecke in jeder erdenklichen Form, Farbenvielfalt und Größe kaufen, aber passende Kostüme zu finden stellte sich als eine schiere Unmöglichkeit heraus. Unser Spatz fürchtet sich nämlich ganz schrecklich davor, wenn wir plötzlich nicht mehr so aussehen wie Mami und Papi. Und so sehr sie auch ihre Kuscheltiere mag, so aussehen wie ein süßes Baby-Bärchen irritierte Valentina und sie weinte ganz bitterlich. Oh weh!



Dennoch ist Debbie über die verrückt-frohe Ablenkung dankbar und mein Bruderherz mehr als froh, seinen Schatz wieder voll und ganz bei sich zu haben – wenn auch nur für diese eine Woche. Die beiden lassen jedenfalls keine Sause aus und tummeln sich auf jedem Umzug rum. Ich glaube ja eher, Jacob ist vor allem so hibbelig drauf, weil Debbies hübschen Kommilitoninnen mit von der Partie sind.

Wenn Robert nicht gerade mit Puderzucker für sein Gebäck hantiert, muss er den Kochlöffel im Restaurant schwingen – eigentlich schade, wie sehr ihn dieser Job einspannt. Aber manchmal ist es auch von Vorteil. Am Freitag war großes Gnocchi-Essen-Marathon. Zwischen der Begrüßung der Masken am Morgen und dem Umzug durch die Corso Porta Nuova standen am Mittag im „12 Apostoli“ für jedermann und Familie Roberts hausgemachte Gnocchi auf dem Plan.

Samstagabend hatten wir dann aber auch endlich unsere Chance, beim Karneval dabei zu sein. Ein früher Feierabend und ein Schlaflied für Valentina machten es möglich, dass wir uns den nächtlichen Umzug „Villafranca di Verona“ anschauen konnten. Zwischendurch stießen wir zufällig auf meinen Bruder, der im Getümmel nach Debbie suchte. Helfen konnten wir ihm leider nicht, denn die gesuchte Dame hatten wir nicht gesehen. Der Umzug selbst war aber wirklich schön und die Kälte vertrieben wir mit allerlei Geschunkel, Punsch und süßem Zeug, mit dem wir uns gegenseitig inmitten der Massen fütterten. Morgens darauf hatte ich dann Muskelkater in den Wangen vor lauter Lachen und Bauchweh wegen all dem Essen.

Lange ausschlafen war leider nicht drin, da Robert früh wieder zur Arbeit musste und noch vor Restaurant-Öffnung an seinem Backrezept feilen wollte. Und der Krach beim Aufbau und zur Vorbereitung des nächsten Umzuges weckte unsere Prinzessin ganz unsanft, dass sie nun nicht gerade mit der besten Laune in den Tag startete. Aber mit einem süßen Frühstück von Papa (all seine Kuchen müssen ja gekostet und vernascht werden) wurde wieder ganz schnell ein vergnügtes Kind aus ihr.

Ich nutzte die Gelegenheit und schnappte mir die Kleine, um mit ihr eine kurze Stippvisite auf eben jenen Karnevalsumzug zu machen, der sie zuvor unsanft aus dem Schlaf riss. Aber dieses Mal schien sie tatsächlich Gefallen daran zu haben – vielleicht hat sie ja auch nur die gleichen Anlaufschwierigkeiten wie ich vor ein paar Wochen! Ich schulterte sie und so zogen wir los. Von oben hatte sie einen guten Ausblick und war auf gleicher Höhe wie viele andere Kinder auch, die ebenfalls mit ihren Eltern durch die Straßen zogen. Und wenn Valentina einen der Wagen besonders toll fand, vor allem wenn da übergroße Figuren Geräusche machten und sich bewegten, dann zeigte sie immer ganz aufgeregt darauf und bekam sich gar nicht mehr ein. Mami musste immer ganz schnell gucken. Naja, so oft wie sie plötzlich alles ganz toll fand, werde ich sicherlich vom vielen Hin- und Hergucken arge Nackenschmerzen bekommen.



Zum Glück ist heute Ruhetag – sowohl im Restaurant als auch auf den Straßen von Verona! Aber das Duell zwischen Robert und Gianni ist noch lange nicht vorbei…

Deine