Verona Diaries - News

Ho Ho Ho!



Das Jahr 2012 niegt sich dem Ende zu und das Verona Diaries
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Sonntag, 03.02.2013 [Woche 68]
by XShipper   
Der rausgeschmissene Bruder    



Faul auf der Couch rumzuliegen, ist wahrlich eine Wonne! Als puren Luxus würde es jetzt Jacob beschreiben… und wenn ich ihn so ansehe, denkt er auch genau das gerade in diesem Moment. Ja, mein Brüderchen ist heute hier zu Besuch und hat ungefähr so lange Ruhe, bis Valentina der Meinung ist, ihr Onkel wäre nun interessanter als ihr Laufrad, mit dem sie zurzeit durch die Wohnung pest – die ist aber auch echt nicht müde zu kriegen.

Ab und zu ruft sie nach ihm, wenn sie an uns vorbei fährt, oder wir sie nur durch die Tür über den Flur sausen sehen. Aber im Moment liegen wir mit dicken, prall gefüllten Bäuchen wie Lumpensäcke im Wohnzimmer rum. Während ich es mir der Länge nach auf der Couch gemütlich gemacht habe, hängt beim Bruder wahrlich im Sessel und rührt sich keinen Millimeter.

Schuld daran sind nur Roberts gutes Essen und die eigens produzierte Wurst vom Bauernhof des ehemaligen Stallburschen vom Fürstenhof. Die Ladung, die mein Spitzenkoch da zusammen zauberte, hätte für ein volles Restaurant genügt, stattdessen schaufelten wir alles in uns hinein, bis wir fast zu platzen drohten. Tja, nun liegen wir und genießen den Feierabend.

Wir hätten auch bei Robert sprichwörtlich weiter rumhängen können, aber dafür war Valentina zu aufgedreht. Nun powert sie sich hier oben noch etwas aus, bis sie ins Bett muss und hoffentlich dann schön müde ist. Aber bei schwachem Licht ist die Atomsphäre im Wohnzimmer richtig einlullend. Ich wäre eben schon fast weggetreten und jegliche Geräuschquellen traten bereits in den unwichtig erscheinenden Hintergrund…

Einfach so mit meinem Bruder zusammen zu sein, geschah in den letzten Monaten nicht häufig – ich hatte es schon richtig vermisst. Aber seit ein paar Tagen ist er regelmäßig hier und wir verbringen sowohl ruhige wie auch wilde Zeiten miteinander… so ein bisschen wie früher! Während wir uns aber jetzt eher anschweigen, gab es natürlich auch viele interessante Gespräche.

Zuhause wäre kein Platz für ihn, meinte er am Abend, als er das erste Mal hier aufschlug. Denn Debbie tüftelt jede freie Minute und steckt bis zum Hals im Prüfungsstress. Während also bei ihm im Haus überall ihre Uni-Bücher rumliegen und Zettel über Zettel an sämtlichen Wänden kleben, flüchtete er regelrecht zu uns – und seine Freundin ist ihm sogar dankbar. Tagsüber macht er die Tiere ganz alleine, danach lässt er Debbie alleine!

Hoffentlich findet sie die Ruhe, die sie zum Lernen braucht, und kann ihre Ziele damit erreichen. Wir als Geschwister gluckten derweil rum und konnten unsere Probleme einander offenbaren. Einiges, was mir auf der Seele brannte – wie das mit dem Brief und der Adoption –, fand auch endlich bei ihm Gehör. Ich brauchte gar nicht viel sagen und musste auch nicht lange um den heißen Brei reden. Auch er verstand sofort und ich war über diese zusätzliche starke Schulter sehr dankbar.

Was ich aber zusammen mit Debbie mitunter unternommen hätte, erledigte er an ihrer statt… oder versuchte es zumindest. So zum Beispiel eine Shopping-Tour für den baldigen Karneval. Leider war er weniger hilfreich, fand viele Kostüme urkomisch und brachte uns mit seinem Lachen stets in Verlegenheit gegenüber den Laden-Mitarbeitern. So konnten wir vorerst nichts Passendes finden. Na toll, da muss ich eben nächste Woche nochmal auf die Suche.

Wenn Robert nicht bald Feierabend machte, schlafe ich wirklich noch gleich ein…

Deine