Sonntag, 18 Dezember 2011 [Woche 10]
by XShipper

ach, wir haben bald Heiligabend, aber das Wetter in Verona ist alles andere als weihnachtlich. Daran muss ich mich noch gewöhnen. Es ist zwar schon recht kalt, dennoch scheint die Sonne und Schnee ist auch noch keiner gefallen! Vielleicht sollten wir Weihnachten doch am Fürstenhof feiern – mit Roberts Eltern ganz in Familie? … Nein, wir haben uns für diese wunderschöne Stadt entschieden, also machen wir aus diesem Fest eine zauberhaft besinnliche Feier! Wir haben bereits einen großartigen Weihnachtsbaum gekauft; ich liebe den Duft seiner dicht bewachsenen Tannenzweige. In den nächsten Tagen will Robert ihn endlich aufstellen, und dann schmücken wir ihn gemeinsam mit den Ornamenten, den Kugeln, der Spitze und mit vielen Geschenken darunter … er wird bestimmt prächtig aussehen.

Einige der Geschenke für Valentina habe ich auf dem Weihnachtsmarkt auf der Piazza Brà vor dem altrömischen Amphitheater, Arena vi Verona, kaufen können. Häufig schlendern wir durch die Altstadt von Verona und kommen an diesem riesigen Weihnachtsmarkt vorbei. Er wirkt nicht so traditionell und kitschig wie die Christkindlmärkte in Deutschland, aber man verliert sich dennoch in der Fülle an Hütten, die Allerlei anbieten. Das Besondere jedoch, was fasziniert, ist dieser riesige Weihnachtsstern. Robert verriet mir, dass dieser magische Stern der Darstellung der Weihnachtskrippe gewidmet sei. Sein strahlender Bogen wurde aus Licht und Stahl gebildet und spannt sich aus feierlichem Anlass über die Stadt – ein wahrer Augenöffner. Hier in Verona gilt es als eines der weihnachtlichen Ereignisse überhaupt und auch ohne passendem Wetter kann man so den wahren Geist des Weihnachtsfestes spüren und erleben.



Meinen Fotoapparat fand ich übrigens bei der Prinzessin im Kinderzimmer – ich weiß nicht, welche Knöpfe sie gedrückt hat, aber so ganz funktionieren will er nicht mehr. Zu meinem Mann habe ich schon gesagt, dass ich mir einen neuen wünsche. Mal gucken… dann kann ich auch wieder bessere Fotos machen. Wenn ich nur wüsste, was ich ihm schenken soll. Ich bin für jede Idee dankbar. Robert sagt zwar immer, er sei wunschlos glücklich – ist er nicht süß? – doch eine Freude machen möchte ich ihm schon.

Vor ein paar Tagen noch war er aber außer sich, er tobte regelrecht. Wenn nicht gerade so viel Stress im Restaurant gewesen wäre, hätte er vermutlich einen Kurztrip an den Fürstenhof gemacht und wäre einem gewissen Maxim mit der Faust voran ganz rein zufällig wieder über den Weg gelaufen. So ganz kenn ich den Hintergrund nicht. Hildegard hatte angerufen und sprach mit Robert, da habe ich natürlich nicht viel mitbekommen. Der Typ hat wohl keine rosigen Erinnerungen bei meinem liebsten Choleriker hinterlassen. Hildegard hat jedenfalls Urlaub und besucht gerade meinen Herrn Papa und Käthe. Vielleicht besteht ja Hoffnung, dass wir sie vor oder gar zu Weihnachten sehen. Unsere Süße würde sich bestimmt darüber freuen. Ich würde mich auch sehr freuen, dann wäre es eine richtig große, familiäre Weihnachtsfeier mit so vielen lieben Menschen von Robert und mir.

Familie! Heute ist der vierte Advent. Unser Chefkoch hatte seinen freien Vormittag, da standen wir zu dritt in der Küche und haben Plätzchen gebacken. Valentina ist eine kleine Teigdiebin und wirft zu gern mit Mehl um sich – sie, Robert und ich sahen irgendwann aus wie mit Puderzucker überzogen anstatt des Gebäcks. Anschließend rannte sie mit ihren klebrigen Minihändchens durch die Wohnung. Überall blieb bunter Zuckerguss an den Stühlen, Schränken, Tischdecken zurück. Auch wenn es eine riesige Sauerei in unserer Weihnachtsbäckerei war, es war unser Chaos. Nachdem wir hinter Valentina her gerannt waren, sie dann badeten und ins Bett brachten, haben wir die Küche mit ganz viel Gefühl gemeinsam wieder sauber gemacht. Das war eine heiße Aktion, aber pssscht.

Neulich hatten wir auch die Gelegenheit, nochmal über unsere Pläne zu sprechen bezüglich der Nachholung unserer Heirat. Wir erwägen eine kirchliche Hochzeit. So langsam freunde ich mich mit dem Gedanken an, wieder in die Kirche beizutreten. Die Italiener hier haben so unglaublich viele Rituale und Zeremonien – allesamt verbunden mit dem christlichen Glauben. Wenn mein Vater das hören würde, Gustl würde einen Feiertag nach mir ausrufen und irgendeinen Bibelspruch auf den Lippen haben. Dennoch… im Sommer war er nicht dabei, auch wenn Alfons als wunderbarer Ersatz mich zum Altar begleitete,… es war nicht das Gleiche.

Nächste Woche ist also Weihnachten, bis dahin…

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