Samstag, 03 Dezember 2011 [Woche 8]
by XShipper

von wegen „schöne Weihnachtszeit“! Robert und ich haben uns verstritten, dabei fing alles ganz besinnlich an. Wir hatten überlegt, was wir Valentina an Heiligabend schenken könnten. Jede Menge Anziehsachen – auch für den Winter –, hat sie bereits. Spielsachen bekommt sie beinahe täglich von unseren Freunden sowie meinem Bruder und Debby, natürlich auch von uns (vor allem von ihrem vernarrten Papi). Vielleicht ein kleiner Hund… da waren wir uns noch einig. Auch bezüglich der Idee nach einer zweiten Hochzeit ganz im Privaten stimmten wir mit unseren Ideen überein. Es passte alles, dennoch kippte die Stimmung.

Je nachdem wie Debby Zeit hatte, sind wir zur zweit die Zeitungsannoncen durchgegangen und suchten nach Hundezüchtern, die kleine Rassen anboten. Hier und da fanden wir gute Angebote und ich notierte mir die Telefonnummern, damit meine Fast-Schwägerin dort anrufen konnte. Da traf es mich wie ein Schlag, als ich das aktuelle Tagesblatt aus der Region aufschlug und ein Fahndungsfoto sah. Diese Augen, dieser Schnäuzer, das lichte Haar… der kalte Blick, der mir entgegen starrte! Wie damals! Beinahe hätte ich aufgeschrien, aber ER war es zum Glück nicht. Debby war ganz irritiert, dann las sie die Schlagzeile laut vor und ich konnte mich daraufhin etwas beruhigen. Ein gesuchter Kunsträuber, der vor ein paar Tagen in Verona sein Unwesen trieb, konnte geschnappt werden. Der Schurke war ein schmieriger Deutscher aus dem kleinen Örtchen Laatzen, der dubiose Geschäfte im Raum Hannover trieb und sein Glück kurzweilig bei uns versuchte. Die Erinnerungen an Curd Heinemann kamen hoch. Dieses kalte Gefühl von Nässe und Einsamkeit, von Angst und dem Lauf der Pistole, den mir Barbara von Heidenberg an die Schläfe drückte. Mir wurde speiübel.

Ich konnte nicht anders, ich musste runter zu Robert und ihm das erzählen. Ich kenne ja meinen Mann; zu oft hab ich den gleichen Fehler schon begangen, bin in seine Küche gestürmt und stieß auf taube Ohren und Unverständnis. Ich hätte es also besser wissen müssen. Aber ich tat es dennoch und verursachte dadurch pures Chaos. Wenn Robert im Stress ist, wird er leicht cholerisch und brüllt alle an, egal wen. Er hatte gar nicht verstanden, worauf ich hinaus wollte. Töpfe kochten über, Bestellungen kamen eine nach der anderen rein, die Weine passten ihm plötzlich nicht mehr und ich stand ihm bei all dem Durcheinander im Weg. Er könnte mich jetzt überhaupt nicht gebrauchen, in der Küche hätte ich nichts zu suchen und zum Himmel noch eins was interessiere ihn der Heinemann?! Weinend bin ich wieder hoch und rannte zufällig an der Apartmenttür in Jacobs Arme. Mein Bruder versteht mich immer, seine Sympathiewerte für Robert aber rutschten wegen dieses Vorfalls in den Keller!

Ehrlich, ich fühle mich in Verona sicher, habe einen wunderbaren, manchmal nur komplett idiotischen Mann und mein Bruder wohnt in der Nähe, aber diese Woche hatte ich Alpträume wegen dieser ganzen Geschichte. Curd Heinemann kam mich im Schlaf besuchen und im Dunkeln stehend beobachtete er mich. Der ganze Plan von damals hatte ja nicht funktioniert, dieses Mal würde er es besser machen. Das Geld sei ihm doch wichtiger. In seiner Hand das Tuch mit dem Betäubungsmittel, jeden Moment würde er es mir auf den Mund drücken und mich von Roberts Seite fortschleifen, ohne dass dieser etwas dagegen unternehmen könnte – denn er schlief ja bereits tiiiiief und fest. Ich könnte so laut schreien, wie ich wollte. Er würde mich mitnehmen. Mitnehmen!

Einige Nächte lang schreckte ich hoch und weinte dann leise vor mich hin. Robert hatte ja gar keine Ahnung, wie sehr mich das alles mitnahm. Nur Jacob fielen die tiefen Augenränder auf, die ich deswegen hatte. Wir lebten nebeneinander her und stritten uns wegen jeder Kleinigkeit – unterwegs, zuhause, morgens wie abends.



Bis Jacob es nicht mehr aushielt und meinem Mann eine seiner Standpauken hielt und ihm die Augen öffnete. Typisch Robert! Ich kann es ihm aber noch nicht mal übel nehmen. Wegen dem Weihnachtsgeschäft und den extra Adventmenüs im Restaurant.

Letztlich haben wir uns wieder versöhnt, die schlechten Träume gingen, auch wenn viele alte Wunden aufgerissen wurden. Der Schreck sitzt immer noch tief. Aber nun werden wir für Valentina ein süßes Hündchen aussuchen, der unsere kleine Familie von allen Gefahren und bösen Menschen schützen wird – wie Robert es so schön betonte. Der Strapazen für seine Gaststätte werden dennoch eine Weile anhalten, zumal neue Weinlieferanten her müssen und mein Superkoch nun deswegen mit den Steenkamps aus Südafrika in Kontakt getreten ist. Gleichzeitig hegt er den Wunsch, sich seinen dritten Stern verdienen zu wollen, sodass seine volle Phantasie für erstklassige Qualität gefordert sein wird.

Ich bin natürlich froh über den Ausgang dieser Woche, wir hatten es wirklich nicht leicht. Nun kann ich mich wieder voll und ganz auf Weihnachten konzentrieren, weiter nach Geschenken schauen und daran verzweifeln, was ich Robert schenken soll. Vielleicht ruf ich auch mal bei Meike und Simon an, plausch ein bisschen mit denen und erhalte so vielleicht ein paar Ideen für ein passendes Geschenk. Simon und Robert sind schließlich Cousins und verbrachten einige Jahre gemeinsam am Fürstenhof. Doch, das mach ich jetzt. Vielleicht geht Simon gleich ans Telefon, dann können wir über alte Zeiten reden und lachen, vor allem über die Kupplungsversuche meines Bruders. Gott, das ist schon wieder so lange her. Also, wir lesen uns…

Deine

Samstag, 10 Dezember 2011 [Woche 9]
by XShipper

ich muss mich leider kurz halten, denn gleich wollen Robert und ich uns einen Weihnachtsbaum holen. Und da es unser erstes Weihnachten fernab vom Fürstenhof und den Sonnbichlers ist, brauchen wir auch noch jede Menge Weihnachtsschmuck und ganz viel Deko. Ich freu mich schon, denn ich bin ziemlich gespannt, was wir so bekommen werden und wie unser Wohnzimmer aussehen wird. Eher traditionell in rot und grün, silberglänzend mit weiß, oder eine Mischung aus Gold, Beige und braun, vielleicht auch blau? Schwere Wahl!

Wenn ich meinen Fotoapparat wiederfinden sollte, dann mach ich mal ein paar Fotos. Das wollte ich neulich schon, als wir auf dem traditionellen Weihnachtsmarkt hier in Verona waren. Die kleinen Hütten sahen so schön aus und hatten wirklich hübsches Allerlei im Angebot. Valentina hatte ein Glitzern in den Augen, da ging uns echt das Herz auf. Aber ich finde ihn zurzeit nicht.

Und der Schnee fehlt zur allgemeinen Weihnachtsstimmung. Es wird so schnell dunkel, es duftet zwar überall herrlich und klingende Melodien verbreiten Freude… aber kein Schnee! Naja, am Fürstenhof soll auch noch keiner liegen. Aber ich hoffe, dass es an Heiligabend schneit, das wäre schön. Der Schlitten für Valentina steht schon im Keller und wartet nur darauf, benutzt zu werden – Schlitten ziehen, Berge runter rodeln! Welch ein Gaudi.

Hoffentlich finde ich bis dahin meine Kamera wieder – oder ich muss mir eine neue zu Weihnachten wünschen. :D Neulich kam Valentina angerannt und sie sah sooo süß aus. Und sie schenkte mir eines ihrer gemalten Bilder, dabei sagte sie „für Mamma“. Unsere Prinzessin ist schon so weit und täglich lernt sie neue Worte, auch welche auf Italienisch. Robert ist schrecklich stolz auf seine kleine Süße.

Oh,… er ruft schon nach mir, ich muss los.

Deine

Bevor ich das noch vergesse… wir kriegen Besuch - aber Robert will mir nicht verraten, wer! Er hat bisher nur gesagt, dass dieser an Heiligabend eintrifft... ich bin gespannt!